Anfang Februar gab es für die Schüler in meiner Grundschule noch ein paar Tage Winterferien. Es fühlte sich eigentlich schon mehr nach Frühling an, aber offiziell war noch Winter. Bevor die Ferien aber beginnen konnten, standen erst Prüfungen für alle Schüler auf dem Stundenplan. Die Prüfungen gingen über drei Tage, wobei an jedem dieser Tage mehrere Fächer überprüft wurde. Man hatte mir vorher gesagt, dass ich ebenfalls vorbei kommen könnte. Ich sollte zu Beginn des Schultages kommen, sodass ich mich pünktlich für 10Uhr auf den Weg gemacht habe (ja, richtig gelesen: Hier beginnt die Schule erst um 10Uhr und alle gehen etwa um 15:45Uhr wieder nach Hause 😉 ).
Bevor es mit den Prüfungen los gehen konnte, gab es jedoch noch ein Ritual, dass so jeden Morgen ausgeführt wird. Die Kinder sind hier in sogenannte “Häuser” eingeteilt. Das ist in etwa so wie bei Harry Potter, nur dass die hier nicht Gryffindor oder Slytherin heißen. Aber jedes Haus hat eine Farbe (blau, gelb, grün, pink). Jeder Schüler besitzt Bänder in der Farbe seines Hauses. Die Mädchen benutzen diese Bänder, um sich Zöpfe zu machen und die Jungs haben diese Bänder meistens an der Krawatte befestigt. Die Krawatte ist Bestandteil der Schuluniform. Sowohl Jungs, als auch Mädchen tragen Krawatten oder Fliegen. Die Farbe der Schuluniform ist rot, wobei es wohl noch einen zweiten Satz gibt, der grau ist. Jungs tragen Hosen, Mädchen Hosen oder Rock.
Alle Schüler eines Hauses stellen sich dann in einer Reihe auf, wobei die einzelnen Reihen der Häuser dann nebeneinander stehen. Die ganz Kleinen aus dem Kindergarten waren noch nicht in Häuser eingeteilt und standen in einer eigenen Reihe. Die ältesten Schüler der Klasse fünf, bei denen ich unterrichte, sind dann jeweils durch ihre Reihen gegangen und haben dafür gesorgt, dass die Reihe korrekt ausgerichtet ist. Dabei wurde auch überprüft ob die Schuluniform richtig sitzt. Wenn es da etwas zu beanstanden gab oder die jüngeren Schüler nicht aufgepasst haben, gab es dafür meistens einen Klapps auf den Kopf oder den Rücken. Die Lehrer haben ebenfalls ein bisschen geguckt ob alles in Ordnung ist. Manche Schüler wurden aussortiert, weil sie keine sauberen Fingernägel hatten oder es etwas anderes zu beanstanden gab.
Diese Abnahme der Reihen hat ein paar Minuten gedauert. Anschließend haben sich die älteren Schüler mit eingereiht und ein Schüler der fünften Klasse stand vor der versammelten Schülerschaft und hat dann „Kommandos“ gegeben. Am Anfang gab es ein paar Übungen, die eher an das Militär erinnert haben: Stramm stehen und Auf-der-Stelle-Marschieren (klingt jetzt vielleicht etwas rabiater als es tatsächlich ist). Dann wurde gesungen. Ich glaube, dass zuerst das Schullied gesungen wurde und danach die Nationalhymne. Nachdem Singen gab es noch mal Stramm stehen und Auf-der-Stelle-Marschieren und danach hat sich eine lange Schlange aus den Schülern gebildet. Ganz vorne waren die Kleinsten und danach kamen die einzelnen Häuser. In dieser Schlange sind die Schüler dann über den Schulhof gegangen und jeder ist dann in seinen entsprechenden Klassenraum abgebogen.
Ein paar Minuten später konnten dann die Prüfungen beginnen. Als ich gefragt wurde ob ich auch komme, hatte ich erst gedacht, dass ich so etwas wie eine Aufgabe bekomme und hatte mir schon überlegt wie streng ich wohl sein sollte wenn ich irgendwo Aufsicht hätte 😉 . Aber ich war nur zur Begleitung da und hatte keine richtige Aufgabe.
Ganz am Anfang war ich bei den ganz Kleinen (ich glaube so eine Art Kindergartengruppe). Die Lehrerin hat mich mehr oder weniger vor die Kinder gestellt und mir nicht gesagt was genau der Plan ist. Und da die Kleinen noch so gut wie kein Englisch können, haben sie mich auch nicht verstanden was ich gesagt oder gefragt habe. Dafür haben sie aber alles nachgemacht was ich auch gemacht habe. Egal ob ich mir jetzt an die Nase gefasst habe oder eine Zahl mit meinen Fingern gezeigt habe. Das war irgendwie sehr lustig, sowohl für die Kinder als auch für mich.
Danach ging es dann noch in eine der jüngeren Klassen, wo es eine Prüfung gab. Ich vermute, dass das eine der ersten Klausuren für diese Klasse war, da die Lehrerin sehr großzügig mit ihrer Hilfe war und vielen Kindern gesagt hat was sie machen sollen oder wenn die Kinder einen Fehler gemacht haben, hat die Lehrerin diesen korrigiert. Diese Phase war eher etwas langweilig, da ich nicht viel mehr machen konnte als zugucken. Zufälligerweise gab es in dem Raum ein Bücherregal mit ein paar Schulbüchern. Darin habe ich unter anderem ein Buch über dBase entdeckt, dass schon etwas älter war 😀 .
Später wurde es dann wieder lustiger, als die ersten Klassen fertig waren mit ihren Prüfungen. Da habe ich dann mit den Kindern zusammen gespielt. Unter anderem ein Spiel, das so ähnlich wie Völkerball funktioniert. Der einzige Unterschied ist, dass hier jeder gegen jeden spielt. Geworfen wird ein Spielgerät, welches aus Gummibändern zusammengesetzt ist und in etwa “Djungi“ genannt wird. Damit versucht man jemanden der anderen Mitspieler abzuwerfen. Trifft man jemanden, ist diese Person raus. Fängt jemand den eigenen Wurf, so ist man selbst raus. Scheidet ein Spieler aus, der vorher andere Spieler abgeworfen hatte, dürfen diese alle wieder ins Spiel. Das Spiel ist dann entschieden wenn nur noch ein Spieler auf dem Feld ist.
Das Spiel hat sehr viel Spaß gemacht, sodass wir es auch an den darauffolgenden Tagen gespielt haben wenn genügend Schüler mit den Prüfungen fertig waren. Ich habe das dann jedoch meistens etwas vorzeitig verlassen, um mit den anderen Lehrern zu Mittag zu essen.
Archiv des Autors: Daniel Müller
Nepal Fotos
Es ist vollbracht: Die besten meiner Nepal-Fotos sind jetzt vollständig auf meiner Seite einsehbar 🙂
Ich weiß, dass es lange gedauert hat, aber es war nicht so leicht, sich durch alles durchzuarbeiten und das Beste rauszusuchen 😉
Viel Spaß damit 🙂
Prophezeiungen
Einige Zeit bevor mein Aufenthalt im Kloster vorbei war, hatte ich mir eine dicke Erkältung eingefangen. Die Erkältung war etwas hartnäckiger und ich war mir unsicher ob ich meine Medikamentenvorräte anbrechen sollte. Meine Trekking-Tour stand kurz bevor und dafür wollte ich selbstverständlich fit sein, damit ich die Tour nicht absagen oder mittendrin abbrechen muss. Man merkt das nämlich deutlich wenn man Husten und Schnupfen hat und die Luft etwas dünner als normal ist. Im Kloster, das etwa in einer Höhe von 1500m lag, war ich während der Erkältung super schnell außer Atem wenn ich nur die Treppen oder kleine Steigungen gegangen bin. In dem Zustand hätte die Trekking-Tour keinen Sinn gemacht. Letztlich habe ich mich dann aber dazu entschieden, auf die Medikamente zu verzichten, da ich nach und nach Fortschritte gemerkt habe. 🙂
In dieser Zeit wurde ich eines Abends von einem der Mönche in sein Zimmer auf einen Tee eingeladen. Der Tee war selbstgemacht und sehr lecker. Unser Gespräch drehte sich dann am Anfang um meinen Aufenthalt im Kloster und meinen Unterricht. Ich habe dem Mönch erzählt, dass ich mich einerseits im Kloster wohl fühle, ich aber andererseits denke, dass man die Organisation des Unterrichts verbessern könnte. Dieser Hinweis rührte daher, dass ich das Gefühl gewonnen hatte, dass man sich nicht wirklich bemüht hat, den Unterricht in den Alltag zu integrieren. Ich habe natürlich nicht erwartet, dass da nur wegen mir alles über den Haufen geworfen wird. Aber man hätte sich mehr Mühe geben können und die Kommunikation mit mir deutlich verbessern können. So habe ich zum Beispiel erst am Morgen eines Tages erfahren ob es an dem Tag Unterricht gibt oder nicht. Es ist häufiger passiert, dass ich dann feststellen musste, dass es keinen Unterricht gibt, weil die Mönche putzen müssen oder im Tempel Gebetsstunden haben. Diese Dinge gingen dann meistens bis zum Mittagessen und dann waren die Mönche fertig und hatten den Großteil des Nachmittages frei. Hätte man mit mir gesprochen und den Ablauf leicht angepasst, wären auch Englisch Stunden möglich gewesen.
In dem Kloster gibt es nur Englisch Unterricht wenn ein Freiwilliger vor Ort ist. Was natürlich ein Problem darstellt, da die Mönche so keine richige Ausbildung in dieser Sprache erhalten. Wenn ich da dann einer der Obermönche wäre, würde ich doch alles dafür tun, dass der Unterricht auch stattfindet wenn ein Englisch-Lehrer im Kloster ist. So habe ich in der gesamten Zeit an 13-15 Tagen wirklichen Unterricht gegeben. 🙁
Die Mönche lernen in der Regel nur etwas über den Buddhismus und Tibetisch wenn kein Freiwilliger da ist, was von meinem Tee-Gastgeber und mir auch als Problem identifiziert wurde, da sich so nur Nachteile für die Mönche ergeben, die später einmal das Kloster verlassen möchten, um zum Beispiel als Meditationslehrer oder Touristenführer arbeiten möchten oder vielleicht sogar etwas vollkommen anderes machen möchten, was nichts mit dem Buddhismus zu tun hat. Durch die fehlende umfassende Schulbildung haben diese Mönche dann keine richtigen Chancen auf dem nepalesischen Arbeitsmarkt.
Als der Tee fast alle war, hat der Mönch noch eins seiner Bücher geöffnet. In diesem Buch befanden sich einige Listen mit symbolischen Tieren, Elementen und weiteren Angaben. Nachdem er mich dann gefragt hatte in welchem Monat und Jahr ich geboren wurde, konnte er mir dann sagen welches Symboltier zu mir gehört. Es ist der Drache. Damit sind einige Eigenschaften verknüpft. Wenn man den neuen Hobbit-Film gesehen hat, könnte man meinen, dass ich einen riesigen Berg mit Gold und Juwelen in meiner Zukunft erwarten kann, aber davon war leider nicht die Rede 😉
Es ging eher darum, dass der Drache für „power“ steht. Im Deutschen bedeutet das Macht und Kraft. Es bedeutet aber auch zugleich, dass man vorsichtig sein muss wenn der Drache wütend wird, da er dann sehr zerstörend sein kann (wie man dann wahrscheinlich im dritten Hobbit-Film sehen wird). Die Beurteilung was davon bei mir zutrifft, überlasse ich euch ;). Zum Drachen passen übrigens keine Menschen, deren Symboltier Tiger, Schaf, Hase oder Pferd ist 😀
Mir wurde dann noch gesagt, dass mein Element Erde ist. Was das genau bedeutet, konnte er mir nicht zu hundertprozent sagen, aber da lässt sich sicherlich viel hinein interpretieren wie zum Beispiel Bodenständigkeit oder dass aus einer guten Erde viel wachsen kann ;). Zu dem Element Erde passen nicht die Elemente Eisen und Feuer.
Mit eins der letzten Themen war dann noch wie ich mir meine persönliche Zukunft (Familie, Hochzeit,…) vorstelle. Daraufhin habe ich gesagt, dass ich irgendwann heiraten möchte und dann auch Kinder haben möchte, woraufhin der Mönch dann nochmal sein Buch zu Rate gezogen hat, um mir zu sagen welche Jahrgänge eine gute Wahl wären und welche Jahrgänge eine schlechte Wahl wären. Heiraten sollte ich zum Beispiel nicht jemanden aus den Jahrgängen 1986 und 1985. Eine gute Wahl dagegen wären dagegen die Jahrgänge 1988, 1989, 1990, 1991, 1992, 1993 und 1994. Ich habe keine Begründung für diese Auswahl bekommen, aber es sieht so aus als ob ich jemanden Jüngeres heiraten sollte 😀
Eigentlich wollte der Mönch noch mit mir zu einem anderen Mönch, der auf Grund der Handlinien etwas über die Zukunft sagen kann, aber leider ist es dazu nicht mehr gekommen. Wäre bestimmt auch interessant geworden 😉
Wieder zu Hause
Wie ihr euch denken könnt, bin ich mittlerweile wieder in Deutschland. Der Rückflug ist ohne Probleme verlaufen. Es gab nur ein paar interessante Momente vor dem eigentlichen Abflug. Aber dazu an anderer Stelle mehr. 😉
Ich hatte ja eigentlich angekündigt, in den letzten Tagen in Nepal die verbliebenen Artikel zu posten. Nur leider hat sich das als recht schwierig erwiesen. In meinem Hotel in Kathmandu gab es keinen Generator, also gab es regelmäßig keinen Strom und damit auch kein WLan. Wenn es dann mal Strom gab, hat das WLan meist nicht richtig funktioniert, sodass ich nicht ins Internet konnte. Blöd gelaufen…
Dementsprechend werde ich jetzt von Deutschland aus die Artikel nachholen und posten. Und natürlich werde ich mich auch bald darum bemühen, die Fotos meiner Nepalreise online zu stellen. 🙂
Ich hoffe, dass ich morgen im Laufe des Tages die ersten Artikel in einer ausreichend guten Qualität verfasst habe, sodass morgen Abend der nächste Artikel zu Nepal kommen wird 🙂
Letzte Tage in Nepal
Ich habe das Trekking heile überstanden. Auch wenn es am Anfang auf Grund des Wetters nicht danach aussah, haben wir es doch bis ins Annapurna Base Camp geschafft und haben dort auch eine Nacht verbracht. Es war sehr sehr kalt sage ich euch 😉
Details folgen natürlich noch. Auch zu meinem Paragliding Flug, den ich am Tag nach dem Ende der Trekking Tour hatte.
Ich bin jetzt wieder in Kathmandu und habe dementsprechend wieder etwas leichteren Zugang zum Internet – auch wenn hier regelmäßig die Stromabschaltungen dafür sorgen, dass ich nicht ins Internet kann. Ich werde trotzdem versuchen die ausstehenden Artikel zu schreiben, sodass diese zeitnah veröffentlich werden können.
Momentan bleiben mir noch vier Nächte hier in Nepal und dann ist dieses Abenteuer vorbei und es geht nach Hause. Darauf freue ich mich natürlich schon sehr 😉
Jetzt genieße ich hier noch die letzten Tage und habe eigentlich nichts mehr größeres geplant. Hier im Hotel ist momentan eine etwa 15-köpfige Gruppe, die über die gleiche Organisation hier in Nepal ist. Die werden sogar für ein paar Tage an „meiner“ Grundschule arbeiten und dort ein Badminton Feld errichten. Mit denen war ich gestern Abendessen und heute werde ich wohl wieder mit ihnen zusammen was essen gehen. Die Gruppe ist aus Japan, wobei auch zwei Amerikaner darunter sind, die sich gestern zum ersten Mal seit über zwanzig Jahren wieder gesehen haben. Dem einen davon werde ich wohl später noch die Fotos vom Trekking zeigen, da er am überlegen ist ob er die Tour selbst machen möchte.
Ich glaube zu den Japanern wird es einen eigenen Artikel geben. Es ist so lustig zu beobachten wie die sich in manchen Situationen verhalten. Das soll jetzt nicht herablassend klingen, sondern es ist einfach super interessant und für jemanden, der die japanischen Gebräuche und Sitten (noch) nicht kennt auch einfach manchmal witzig. Heute morgen beim Frühstück hätte ich mich fast kaputt gelacht. Details dazu wird es dann in besagtem Artikel geben 😉
Morgen gehe ich eventuell ins Kino und schaue mir irgendeinen Film an. Donnerstag ist hier ein großes Fest in Nepal („Shiva Ratri“). Freitag werde ich einen Überraschungsbesuch in meinen Schulen machen und am Samstag geht dann schon mein Flieger zurück nach Deutschland.
