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Trekking-Tour – Teil 1

Bevor ich nach Nepal gegangen bin, hatte ich nicht so sehr darüber nachgedacht ob ich eine Trekking-Tour machen möchte oder ob ich andere Dinge unternehmen möchte, die nichts mit dem Kloster und dem Projekt zu tun haben. Als ich dann aber in Nepal angekommen bin und mir viele Leute erzählt haben, dass ich unbedingt eine Trekking-Tour machen sollte, habe ich das in meine Pläne aufgenommen. Ich wäre wahrscheinlich auch komisch angeguckt worden, wenn ich so etwas nicht gemacht hätte. Immerhin ist das womöglich die einzige Chance für mich, im Himalaja wandern zu gehen.
Also habe ich schon im Dezember mit den Organisatoren meines Projekts gesprochen und angekündigt, dass ich gerne eine Trekking-Tour machen möchte. Als Ziel hatte ich mir das Annapurna-Basecamp ausgesucht. Es hätte noch andere Möglichkeiten gegeben, aber ich hatte gehört, dass diese Tour eine gute Einsteiger-Tour wäre. Was ja ganz gut zu mir gepasst hat, als absolutem Trekking-Anfänger 😉 . Die Frage war, wann das ganze stattfinden sollte.
Mir wurde gesagt, dass es im Dezember und Januar zu kalt beim Trekking wäre, da auch in Nepal Winter war. Dementsprechend haben wir dann entschieden, die Trekking-Tour im Februar zu machen. Die Tour sollte am Ende meines Nepal-Aufenthaltes stattfinden, sodass ich das Kloster verlasse, meine Trekking-Tour mache und dann zurück nach Deutschland fliege.
In der Zeit bis zum Beginn der Tour, habe ich dann noch mehr Informationen bekommen. Vor allem bezogen auf Kleidung, die ich mitnehmen sollte, was ich für weitere Dinge kaufen sollte und was in Zusammenhang mit der Höhenkrankheit zu beachten ist. So wurde mir zum Beispiel gesagt, dass ich immer viel trinken soll. Über das Wasser nimmt man ebenfalls Sauerstoff auf und wirkt so gegen die erschwerte Sauerstoffaufnahme in höheren Lagen entgegen. Ein weiterer Tipp war, dass ich auch Schokolade dabei haben sollte, für den Fall, dass mir schwindelig wird. Das sei dann wohl ein gutes Hilfsmittel.
Die Planungen für die Trekking-Tour sahen vor, dass ich am Tag nach dem ich das Kloster verlassen habe, zuerst nach Pokhara fahre, dort eine Nacht verbringe und dann mit der Wanderung beginne. Ich habe dann am Abend vor der Fahrt nach Pokhara meinen Trekking-Guide kennengelernt. Pandap hieß der und ich vermute, dass er zwischen 45 und 55 Jahre alt ist. Ich habe gemerkt, dass es nicht so leicht ist, das Alter von Nepalesen zu schätzen, da die Gesichter so anders aussehen und auch durch andere Einflüsse verändert werden als hier in Europa.
Pandap hat mich dann am Morgen vor der Fahrt nach Pokhara aus dem Hotel abgeholt und wir sind zu Fuß zur Touristen Bus Station gegangen. Das muss man sich in etwa so vorstellen, dass an einer der größeren Straßen in Nepal sehr viele Busse stehen, die Touristen und Einheimische durch Nepal fahren. Die Busse kommen europäischen Reisebussen recht nah, was Komfort und Ausstattung angeht.
Die Distanz zwischen Kathmandu und Pokhara beträgt etwa 200km, dauert aber fast sieben Stunden (mit Pausen). Auch wenn man die ganze Zeit sitzt, ist das doch recht anstrengend.
In Pokhara haben wir dann zunächst unsere Hotelzimmer bezogen und anschließend habe ich die Touristen-Straße erkundet. Pokhara ist im Vergleich zu Kathmandu ein echter Erholungsort. Zumindest was den Teil für Touristen angeht (einen anderen habe ich leider nicht kennenlernen können). Es ist viel ruhiger und sauberer als in Kathmandu. Der Verkehr ist nicht so dicht und chaotisch. Und Pokhara liegt an einem See, an dem sich auch direkt das Touristen-Viertel befindet. Wenn man da durch die Straße geht, bekommt man das Gefühl, dass man durch einen kleinen Küstenort läuft. Also alles sehr nett.
In dem besagten See befindet sich eine kleine Insel, auf der ein hinduistischer Tempel ist. Wir haben uns mit einem kleinen Boot zu der Insel bringen lassen, um uns den Tempel anzugucken. Pandap hat sich dort noch einen Segen abgeholt und ich habe ein paar Fotos geschossen.
Abends waren wir noch in einer Bar und haben etwas zusammen getrunken. Dort habe ich einen anderen deutschen Touristen getroffen, der mir erzählt hat, dass er gerade von einer Trekking-Tour zurück gekommen ist. Er war nicht auf dem Weg zum Annapurna Basecamp, er hat die Annapurna Circuit Tour gemacht. Dabei geht man einmal um das Annapurna Gebiet herum. Der ganze Weg dauert fast drei Wochen. Der andere deutsche Tourist musste die Tour aber auf Grund einer alten Verletzung abbrechen. Er hat noch erzählt, dass der Schnee auf dem Trail teilweise kniehoch war.
Damit war klar, dass es wohl sehr kalt werden wird und wir wahrscheinlich auch Schnee zu Gesicht bekommen werden.

Ein weitere Schule

Ich hatte vor einiger Zeit herausgefunden, dass es in Deutschland einen Förderverein gibt, der dieses Dorf hier unterstützt. Dabei werden vor allem die Schulen hier unterstützt, indem das Gehalt von einzelnen Lehrern bezahlt wird und es gibt viele Schüler, die finanzielle Unterstützung von dem Verein erhalten.
Ich hatte dann dem Vorsitzenden des Vereins eine E-Mail geschrieben, mit dem Hinweis, dass ich mich in dem Dorf befand und ich meine Hilfe anbieten möchte, falls es etwas gibt, das ich tun kann. Daraufhin hat dann der Vorsitzende einen Kontakt zu der Partnerorganisation hier vor Ort hergestellt. Und so kam es, dass ich etwa zwei Wochen vor dem Verlassen des Klosters Besuch von dem zweiten Vorsitzenden dieser Organisation bekommen habe. Wir haben uns ein wenig unterhalten und er hat mich direkt eingeladen, die Schule zu besuchen, deren Schuldirektor er ist. Da meine eigentliche Schule noch Winterferien hatte, habe ich zugesagt und bin dann an einem Sonntag dort hin gegangen. Die Schule liegt direkt neben einem Teich, der zum ersten Wasserkraftwerk Nepals gehört. Dieses wurde vor über hundert Jahren gebaut, wird aber heute nicht mehr zur Stromversorgung genutzt, da es nicht ausreichend gewartet wurde.
Die Setidevi Secondary School ist auf jeden Fall größer als die Junkiri Community School, wo ich bisher immer war. Das liegt vor allem daran, dass es hier Klassen vom Kindergarten bis zur zehnten Klasse gibt. Dementsprechend gibt es mehr Schüler, mehr Klassenräume und natürlich auch mehr Lehrer als in der kleinen Schule bei mir am Kloster. Ich habe mich trotzdem gleich wohl gefühlt. Die Lehrer haben mich sehr freundlich aufgenommen.
Ich habe angeboten, dass man mich bei Computerproblemen ansprechen kann und ich versuchen kann, etwaige Probleme zu beheben. So wurde ich dann auch direkt am ersten Tag in den Computerraum gebracht, wo man mir die Ausstattung gezeigt hat und mir mitgeteilt hat, dass es mit zwei Rechnern Probleme gibt. Der Lehrer, der für den Computerraum zuständig ist, hat mir erklärt, dass er an einem Schultag gefehlt hat, weil er krank war und dass vor seiner Abwesenheit alle Computer in gutem Zustand waren. Als er dann zurück kam gab es mit den zwei genannten Computern Probleme.
Bei dem einen Rechner lag die Problematik darin, dass dort nichts mehr auf dem Monitor angezeigt wurde. Da der Lehrer mir gesagt hat, dass der Monitor mit anderen Computern getestet wurde und dort noch etwas anzeigt, hat sich das für mich nach einem Hardware Problem angehört. Dementsprechend musste ich bei diesem Rechner passen.
Das Problem bei dem anderen Computer war dagegen ein anderes: Der Computer hat Windows scheinbar ganz normal hoch gefahren, allerdings wurden keine Symbole auf dem Desktop angezeigt, keine Taskleiste, einfach gar nichts. Diverse Tastenkombinationen haben keine Veränderung gebracht und man konnte auch nicht den Taskmanager öffnen. Nach kurzer Zeit hat der Computer sich dann automatisch neu gestartet, ohne dass jemand den Neustart veranlasst hat. Das Verhalten hat sich dann wiederholt. Unsere Vermutung war, dass der Computer höchstwahrscheinlich von einem Virus infiziert war. Problematisch war nur, dass auf der Festplatte noch einige wichtige Dateien waren. Um die zu retten, hatte ich vorgeschlagen, die Festplatte in einen anderen Rechner einzubauen und sie dort als sekundäres Laufwerk zu nutzen, um so die Daten zu retten. Also haben wir uns daran gemacht, die Festplatte auszubauen und in einem anderen Rechner unterzubringen. Dabei mussten wir uns beeilen, da uns nur noch wenige Minuten blieben, bevor der Strom abgeschaltet wurde (Load Schedding). Zum Glück hat alles gut geklappt und die wichtigen Dateien konnten problemlos gerettet werden.
Ein paar Tage später haben wir dann die betroffene Festplatte mit einem Antiviren-Programm überprüft und 114 Viren gefunden! Zum Großteil waren dabei Systemdateien von Windows betroffen. Das Antiviren-Programm hat noch versucht, die Dateien zu reparieren, allerdings hat das nichts mehr gebracht. Dementsprechend war unser Beschluss dann, dass es am besten sein wird, die Festplatte zu formatieren und Windows neu zu installieren.
Neben dieser Computerhilfe wurde ich aber auch in verschiedene Klassen geschickt, um dort mit den Schülern zu sprechen. Da mir nicht mehr ganz so viel Zeit hier blieb, bevor ich das Dorf verlassen habe, habe ich daraf verzichtet richtigen Unterricht zu machen. Wenn ich in einer Klasse war, habe ich mich einfach mit den Schülern unterhalten. Aus dem Kloster hatte ich zum Beispiel eine Weltkarte mit zur Schule gebracht. Die Kinder habe ich dann darum gebeten, mir zu zeigen wo Nepal, Deutschland und andere Länder liegen. In der Bibliothek des Klosters habe ich auch ein Buch über Bremen gefunden, in dem man viele Bilder sehen kann. Das hatte ich ebenfalls dabei, um den Schülern auch ein paar Bilder aus Deutschland zeigen zu können. Die Kinder waren dann immer sehr beeindruckt von den großen Häusern, die so anders aussehen als in ihrem Dorf oder in Kathmandu. Besonders beeindruckend fanden die Kinder auch die Schiffe, die Weser und die Parks, die in dem Buch zu sehen sind.
Daneben werden mir auch viele Fragen über Deutschland gestellt und wie mir Nepal und die Schule gefällt.

Nepalesische Spiele

Ich habe ja bereits an anderer Stelle ein Spiel beschrieben, welches ich hier kennengelernt habe. Da es noch einige mehr gibt, will ich dem Thema noch einen eigenen Artikel widmen.
In dem anderen Artikel habe ich beschrieben, dass das dort erwähnte Spiel mit einem Spielgerät aus Gummibändern („Djungi“) gespielt wird. Damit lassen sich noch weitere Spiele spielen.
Unter anderem kann es wie ein Hacky Sack benutzt werden. Dabei wird der Djungi wie ein Fußball mit den Füßen in der Luft gehalten. Ziel ist es dann entweder eine vorher festgelegte Anzahl an Kontakten zu erreichen oder so viele Kontakte wie möglich unmittelbar hintereinander zu absolvieren.
Ein weiteres Spiel mit dem Djungi lässt sich mit der Hilfe von Klemmbrettern spielen. Dabei werden die Klemmbretter als Schläger benutzt. Man spielt zu zweit und steht sich dabei gegenüber. In der Mitte gibt es eine Linie, die die jeweiligen Spielfeldhälften markiert. Das Ziel ist es, nicht der erste zu sein, der zwei Fehler macht. Ein Fehler ist dann passiert wenn man es nicht schafft, den Djungi auf die andere Seite der Trennlinie zu befördern.
Genauso wird hier auch Badminton gespielt. Hier wird ebenfalls nur gezählt wenn jemand es nicht geschafft hat, den „Ball“ über die Linie zu befördern. Wenn der Badminton auf den Boden fällt ohne dass man ihn berührt hat, dann hat das keine Konsequenzen.
Dann habe ich noch in der Schule das Spiel „Kabbadi“ kennengelernt. Mir wurde von den Schülern erzählt, dass das der Nationalsport Nepals ist. Hierbei stehen sich zwei Teams gegenüber und werden durch eine Trennlinie getrennt. Man hat mir nie ganz genau die Regeln erklärt, daher ist alles was ich dazu jetzt sage nur eine bloße Vermutung, die sich aus meinen Beobachten ableitet. Abwechselnd wird ein Spieler eines Teams auf die andere Seite geschickt. Während dieser Spieler auf der anderen Seite ist, murmelt er pausenlos „Kabbadi“ vor sich hin. Gleichzeitig versucht er sich den gegnerischen Spielern anzunähern und aufzupassen, was um ihn herum passiert. Das Ziel dieses einzelnen Spielers ist es, einen der gegnerischen Spieler abzuschlagen. Ist das passiert, ist der abgeschlagene Spieler raus. Wird der einzelne Spieler, der sich in der gegnerischen Hälfte befindet vorher gepackt, ist dieser aus dem Spiel ausgeschieden. Klingt wahrscheinlich etwas konfus und ist vermutlich auch nicht zu hundert Prozent korrekt, aber so wirkte das Spiel auf mich 😉 .
Ein weiteres Spiel, das ich in den letzten Tagen in der Schule kennengelernt habe, wird ebenfalls mit dem Djungi gespielt. Hierbei gibt es wieder zwei Teams. Für das Spiel wird ein Steinturm aufgebaut, der aus mehreren einzelnen Steinen besteht. Team A fängt an und jedes Mitglied dieses Teams versucht den Steinturm so zu treffen, dass mindestens ein Stein runterfällt. Ist das geschehen, wirft das wartende Team B den Steinturm komplett um und versucht dann Team A daran zu hindern den Steinturm wieder aufzubauen. Dazu kann Team B versuchen, die Spieler von Team A mit dem Djungi abzuwerfen. Wird ein Spieler getroffen, ist er ausgeschieden und darf nicht mehr helfen den Turm wieder aufzurichten. Schafft Team A es, den Turm wieder aufzubauen, bekommt das Team einen Punkt. Werden vorher alle Spieler abgeworfen, bekommt Team B einen Punkt. Anschließend werden die Rollen getauscht und Team B darf versuchen den Steinturm abzuwerfen. Das Spiel hat großen Spaß gemacht. Sehr großen sogar 😀 . Ich glaube, dass dieses Spiel auch darauf ausgerichtet ist, ein paar grundlegende Cricket Techniken zu trainieren. So ist beispielsweise das Abwerfen des Steinturmes sehr ähnlich zum Ablauf des Crickets, nur dass es niemanden gibt der den Steinturm aktiv verteidigt.
Natürlich kennt man hier noch eine ganze Reihe weiterer Spiele. Viele davon sind auch in Deutschland bekannt wie zum Beispiel „Verstecken“ oder „Reise nach Jerusalem“.
Ich habe übrigens einen Djungi mitgebracht und bin gerne bereit die genannten Spiele mit Interessenten zu spielen 😉

Ausflug ins Grüne

Wie ich bereits geschildert habe, hatten die Schüler an meiner Schule mehrere Tage lang Prüfungen in allen ihren Fächern. Danach sollten dann die Winterferien beginnen, doch zuvor gab es noch einen gemeinsamen Schulausflug. Eigentlich wird hier so gut wie jeder Ausflug “picnic” genannt, da es meistens wirklich etwas zu essen gibt 🙂 . Aber dazu unten noch einmal mehr.
An dem Tag, an dem der Ausflug stattfinden sollte, haben sich fast alle früh morgens an der Schule getroffen. Die Lehrerinnen hatten am Vortag bereits einige Vorbereitungen für das Essen getroffen. Neben diesem vorbereiteten Essen, mussten noch einige andere Dinge aus der Schule mitgenommen werden: Matten, um auf dem Boden sitzen zu können sowie eine Musikanlage, damit für die richtige Stimmung gesorgt ist.
Die Kinder, die sich frühmorgens in der Schule eingefunden haben, waren natürlich alle sehr freudiger Stimmung. Wie soll es auch sonst bei einem Ausflug sein. Ich bin mir aber ehrlich gesagt nicht sicher, ob alle Kinder mitgekommen sind. Ich hatte einige Kinder an den Tagen zuvor gefragt ob wir uns auf dem Ausflug sehen, um zu spielen. Manche hatten mir aber gesagt, dass sie nicht mit können. Wenn ich das richtig verstanden habe, war der Ausflug zu teuer für diese Familien. Eigentlich sehr schade.
Nachdem alle Dinge in der Schule zusammengesucht waren und sich die Kinder versammelt hatten, ging es gemeinsam zur Bushaltestelle, um auf den Schulbus zu warten, der uns an das Ziel bringen sollte. In dem Bus wurde dann alles verstaut: Kinder, Matten, Anlage, Lehrer und ich 🙂 . Es gab viele Kinder, die wollten, dass ich neben ihnen sitze, aber leider musste ich mich für eine Sitzbank entscheiden. Während der Fahrt wechseln ging nicht, da wir nach und nach immer mehr Schüler eingesammelt haben, sodass der Bus irgendwann recht voll war. So voll, dass die anderen Lehrer stehen mussten. Eine Lehrerin haben wir von zu Hause abgeholt (das lag auf dem Weg) und haben von dort auch große Pfannen und Töpfe mitgenommen. Die wurden dann so gut es ging noch in den Bus gestopft. Alles was da nicht mehr reingepasst hat, wurde dann auf dem Dach des Busses verstaut.
Die Fahrt zu unserem Ziel hat uns dann in Richtung Kathmandu geführt. In Nepal ist es Tradition, möglichst viele Leute darauf aufmerksam zu machen, dass man sich gerade auf einem Schulausflug befindet. Und vor allem will man natürlich die anderen Schüler neidisch machen, die an dem Tag zur Schule müssen. So habe ich schon andere Schulausflüge gesehen, bei denen die Schüler lauthals aus dem Bus geschrien haben. Und so war es auch bei uns. Die Musikanlage wurde laut aufgedreht und immer wenn wir an Passanten und vor allem anderen Kindern vorbeigekommen sind, haben die Schüler meiner Schule laut aus den Busfenstern nach draußen geschrien.
Wenn ich das richtig mitbekommen habe, haben wir Kathmandu mehr oder weniger in den Außenbezirken tangiert. Das richtige Ziel war der Tribhuvan-Park in Thankot. Dies ist ein kleiner netter Park mit ein paar Spielmöglichkeiten für die Kinder. Dort gibt es auch Holz-Pavillons, die man sich reservieren kann. So einen Pavillon hatten wir für unseren Ausflug reserviert. Dort wurde dann später unser Mittag- und Abendessen zubereitet. Die Kinder fanden es dort natürlich klasse und es haben sich sehr schnell kleine Gruppen gebildet, um unterschiedliche Sachen zu spielen: die meisten Jungs haben Fußball gespielt, ein paar haben Badminton gespielt und viele waren mit der Rutsche beschäftigt.
Ich habe versucht an allen Orten gleichzeitig zu sein und mal hier und dann wieder da zu spielen. Auch wenn es anstrengend war, hat es mir großen Spaß gemacht 🙂 .
Irgendwann kamen noch andere Schulen in den Park, ebenfalls für einen Schulausflug. Eine Schule war dabei, die mit ca. 400 Schülern gekommen sind. Da waren wir mit unseren vielleicht 40 Schülern natürlich deutlich in der Unterzahl. Aber es gab genügend Platz für alle. Einige Schüler von dieser großen Schule haben mich dann gefragt ob ich mit ihnen Badminton spielen könnte, sodass ich dort ein paar Minuten verbracht habe, bevor ich gesagt habe, dass ich wieder zurück zu meiner Schule muss.
Wie bereits gesagt, wird ein solcher Ausflug “picnic” genannt. Und dementsprechend gab es auch bei uns etwas zu essen. Es gab sogar drei Mahlzeiten. Zum Frühstück gab es Tee, Toastbrot und Eier. Zum Mittagessen gab es dann Reisflocken, Cracker und so was wie Bohnen oder Erbsen. Es gab nicht genügend Teller für alle, sodass ich mein Mittagessen auf Zeitungspapier serviert bekommen habe :D. Zum Abendessen gab es dann Reis, Gemüse und Fleisch. Vor dem Abendessen war ich noch mit einem der Lehrer zu dessen Schwester gegangen, die genau neben diesem Park wohnt. Dort habe ich dann Orangen und kleine Würstchenstücke bekommen. Danach gab es dann aber für mich auch das Essen, was die Kinder bekommen haben.
Es wurde den ganzen Tag über viel gelacht, gespielt und auch gesungen und getanzt. Bei einem Lied hatten sich die Schüler und die Lehrer in zwei Gruppen aufgeteilt und einen kleinen Gesangswettkampf ausgetragen. Ich habe natürlich nichts von dem verstanden, was gesungen wurde, aber es wirkte zumindest so wie ein Wettkampf. Die eine Seite hat eine Strophe gesungen und danach musste die andere Seite dann eine Antwort finden. Da konnte ich natürlich nicht mitwirken, da ich die Texte nicht konnte. Dafür musste ich dann aber beim Tanzen ran. Da ich nicht sonderlich wusste wie man zu nepalesischen oder indischen Liedern tanzt, habe ich einfach versucht genauso zu tanzen wie einige der Schüler. Auch wenn ich mich damit wahrscheinlich zum Affen gemacht habe, fanden es alle lustig. Ich auch :D. Auf der Rückfahrt ging die Party dann später noch weiter. Die Musikanlage wurde im Bus aufgedreht oder die Schüler und Lehrer haben selbst gesungen. Die Lehrerinnen, die wieder im Bus stehen mussten, haben dann noch im Gang des Busses getanzt. Auch hier wurde ich aufgefordert mitzutanzen, nur leider musste ich dieses Mal passen, da ich zu groß für den Bus war. Wenn ich im Bus aufgestanden bin, musste ich meinen Kopf etwa um neunzig Grad zur Seite neigen, um nicht anzustoßen. Da hatten die Lehrerinnen ein Einsehen mit mir und ich musste nicht tanzen.
Wir sind dann am Abend wieder zu Hause angekommen und ich bin dann später sehr müde, dafür mit sehr schönen Erinnerungen ins Bett gefallen.

Vor dem Vergnügen kommt die Arbeit

Anfang Februar gab es für die Schüler in meiner Grundschule noch ein paar Tage Winterferien. Es fühlte sich eigentlich schon mehr nach Frühling an, aber offiziell war noch Winter. Bevor die Ferien aber beginnen konnten, standen erst Prüfungen für alle Schüler auf dem Stundenplan. Die Prüfungen gingen über drei Tage, wobei an jedem dieser Tage mehrere Fächer überprüft wurde. Man hatte mir vorher gesagt, dass ich ebenfalls vorbei kommen könnte. Ich sollte zu Beginn des Schultages kommen, sodass ich mich pünktlich für 10Uhr auf den Weg gemacht habe (ja, richtig gelesen: Hier beginnt die Schule erst um 10Uhr und alle gehen etwa um 15:45Uhr wieder nach Hause 😉 ).
Bevor es mit den Prüfungen los gehen konnte, gab es jedoch noch ein Ritual, dass so jeden Morgen ausgeführt wird. Die Kinder sind hier in sogenannte “Häuser” eingeteilt. Das ist in etwa so wie bei Harry Potter, nur dass die hier nicht Gryffindor oder Slytherin heißen. Aber jedes Haus hat eine Farbe (blau, gelb, grün, pink). Jeder Schüler besitzt Bänder in der Farbe seines Hauses. Die Mädchen benutzen diese Bänder, um sich Zöpfe zu machen und die Jungs haben diese Bänder meistens an der Krawatte befestigt. Die Krawatte ist Bestandteil der Schuluniform. Sowohl Jungs, als auch Mädchen tragen Krawatten oder Fliegen. Die Farbe der Schuluniform ist rot, wobei es wohl noch einen zweiten Satz gibt, der grau ist. Jungs tragen Hosen, Mädchen Hosen oder Rock.
Alle Schüler eines Hauses stellen sich dann in einer Reihe auf, wobei die einzelnen Reihen der Häuser dann nebeneinander stehen. Die ganz Kleinen aus dem Kindergarten waren noch nicht in Häuser eingeteilt und standen in einer eigenen Reihe. Die ältesten Schüler der Klasse fünf, bei denen ich unterrichte, sind dann jeweils durch ihre Reihen gegangen und haben dafür gesorgt, dass die Reihe korrekt ausgerichtet ist. Dabei wurde auch überprüft ob die Schuluniform richtig sitzt. Wenn es da etwas zu beanstanden gab oder die jüngeren Schüler nicht aufgepasst haben, gab es dafür meistens einen Klapps auf den Kopf oder den Rücken. Die Lehrer haben ebenfalls ein bisschen geguckt ob alles in Ordnung ist. Manche Schüler wurden aussortiert, weil sie keine sauberen Fingernägel hatten oder es etwas anderes zu beanstanden gab.
Diese Abnahme der Reihen hat ein paar Minuten gedauert. Anschließend haben sich die älteren Schüler mit eingereiht und ein Schüler der fünften Klasse stand vor der versammelten Schülerschaft und hat dann „Kommandos“ gegeben. Am Anfang gab es ein paar Übungen, die eher an das Militär erinnert haben: Stramm stehen und Auf-der-Stelle-Marschieren (klingt jetzt vielleicht etwas rabiater als es tatsächlich ist). Dann wurde gesungen. Ich glaube, dass zuerst das Schullied gesungen wurde und danach die Nationalhymne. Nachdem Singen gab es noch mal Stramm stehen und Auf-der-Stelle-Marschieren und danach hat sich eine lange Schlange aus den Schülern gebildet. Ganz vorne waren die Kleinsten und danach kamen die einzelnen Häuser. In dieser Schlange sind die Schüler dann über den Schulhof gegangen und jeder ist dann in seinen entsprechenden Klassenraum abgebogen.
Ein paar Minuten später konnten dann die Prüfungen beginnen. Als ich gefragt wurde ob ich auch komme, hatte ich erst gedacht, dass ich so etwas wie eine Aufgabe bekomme und hatte mir schon überlegt wie streng ich wohl sein sollte wenn ich irgendwo Aufsicht hätte 😉 . Aber ich war nur zur Begleitung da und hatte keine richtige Aufgabe.
Ganz am Anfang war ich bei den ganz Kleinen (ich glaube so eine Art Kindergartengruppe). Die Lehrerin hat mich mehr oder weniger vor die Kinder gestellt und mir nicht gesagt was genau der Plan ist. Und da die Kleinen noch so gut wie kein Englisch können, haben sie mich auch nicht verstanden was ich gesagt oder gefragt habe. Dafür haben sie aber alles nachgemacht was ich auch gemacht habe. Egal ob ich mir jetzt an die Nase gefasst habe oder eine Zahl mit meinen Fingern gezeigt habe. Das war irgendwie sehr lustig, sowohl für die Kinder als auch für mich.
Danach ging es dann noch in eine der jüngeren Klassen, wo es eine Prüfung gab. Ich vermute, dass das eine der ersten Klausuren für diese Klasse war, da die Lehrerin sehr großzügig mit ihrer Hilfe war und vielen Kindern gesagt hat was sie machen sollen oder wenn die Kinder einen Fehler gemacht haben, hat die Lehrerin diesen korrigiert. Diese Phase war eher etwas langweilig, da ich nicht viel mehr machen konnte als zugucken. Zufälligerweise gab es in dem Raum ein Bücherregal mit ein paar Schulbüchern. Darin habe ich unter anderem ein Buch über dBase entdeckt, dass schon etwas älter war 😀 .
Später wurde es dann wieder lustiger, als die ersten Klassen fertig waren mit ihren Prüfungen. Da habe ich dann mit den Kindern zusammen gespielt. Unter anderem ein Spiel, das so ähnlich wie Völkerball funktioniert. Der einzige Unterschied ist, dass hier jeder gegen jeden spielt. Geworfen wird ein Spielgerät, welches aus Gummibändern zusammengesetzt ist und in etwa “Djungi“ genannt wird. Damit versucht man jemanden der anderen Mitspieler abzuwerfen. Trifft man jemanden, ist diese Person raus. Fängt jemand den eigenen Wurf, so ist man selbst raus. Scheidet ein Spieler aus, der vorher andere Spieler abgeworfen hatte, dürfen diese alle wieder ins Spiel. Das Spiel ist dann entschieden wenn nur noch ein Spieler auf dem Feld ist.
Das Spiel hat sehr viel Spaß gemacht, sodass wir es auch an den darauffolgenden Tagen gespielt haben wenn genügend Schüler mit den Prüfungen fertig waren. Ich habe das dann jedoch meistens etwas vorzeitig verlassen, um mit den anderen Lehrern zu Mittag zu essen.