Will sie oder will sie nicht?

Hier im Kloster spielen sich manchmal wahre Beziehungsdramen ab. Das kommt einer Soap, wie sie im Fernsehen läuft, schon recht nahe. Mittelpunkt des ganzen ist eine Mutter von zwei Kindern. Der Vater der Kinder lebt ebenfalls hier auf dem Gelände des Klosters. Dann gibt es noch einen Verehrer der Mutter. Die Mutter scheint das alles zu genießen und steht wohl gerne im Mittelpunkt. Mal sieht man sie mit dem Vater ihrer Kinder, mal mit ihrem Verehrer. Der Verehrer ist dabei wesentlich größer und kräftiger als der Vater, dafür ist der Vater in seiner Art aggressiver. Man merkt, dass die beiden sich nicht wirklich abkönnen. Die Mutter pflegt mit beiden jedoch einen sehr engen Kontakt. Natürlich nur wenn der jeweils andere nicht dabei ist. Letztens ist der Verehrer jedoch ein wenig zu weit gegangen, wofür er sich gleich die Quittung von der Mutter eingefangen ist. Mit gefletschten Zähnen, hat die Mutter den Verehrer in die Schranken gewiesen und ihm gezeigt, dass sie kein Interesse an einem intimen Verhältnis hat. Doch schon ein paar Tage später benehmen sich dann beide wieder so, als ob nie etwas gewesen wäre. Der Verehrer beschnuppert die Mutter weiterhin und diese lässt das geschehen ohne etwas zu sagen. Es ist natürlich von den Hunden die Rede, die hier auf dem Gelände des Klosters leben. 😉
Insgesamt gibt es sechs Hunde, wovon zwei noch recht klein sind (die Kinder der Mutter). Die beiden kleinen haben Angst vor mir und verkriechen sich jedes Mal jaulend wenn ich ihnen zu nahe komme. Vorher versuchen sie natürlich noch mich einzuschüchtern indem sie lautstark bellen. Da müssen sie aber noch ein wenig wachsen bevor das passiert. Die anderen Hunde sind schon etwas älter und dürfen sich hier ziemlich frei bewegen. Die Hunde ernähren sich hier im Prinzip von den Essensresten aus der Küche oder dem was die Mönche ihnen zuwerfen. Die Hunde können auch jederzeit das Gebäude, wo wir schlafen betreten, womit ich erstmal kein Problem habe, solange die nicht in mein Zimmer kommen. Das einzige Problem entsteht nur dann wenn einer der Hunde nachts meint, er müsste hier irgendwo auf dem Flur zeigen, dass er am Besten bellen kann. Der Schall wird hier so gut durch die Gänge transportiert, dass es sich immer so anhört als würde der Hund fast unmittelbar neben meiner Tür stehen. Das ist auf jeden Fall nervig wenn es morgens um 4Uhr passiert und man danach nicht mehr richtig einschlafen kann bis dann um 6:30Uhr das erste Mal mein Wecker klingelt.
Die kleinen Mönche haben vor den älteren Hunden etwas Angst, da die Hunde zum Teil größer und schwerer sind als die kleinen Mönche. Ich habe mir bisher jedoch noch keine Sorgen gemacht und zu mir waren die Hunde (bis auf die kleinen) auch sehr zahm. Der von mir bereits erwähnte Verehrer und der Vater der beiden kleinen Hunde, sind sogar sehr zutraulich und folgen mir wenn ich zum Essen gehe oder zu meinem Zimmer. Der Verehrer folgt mir dabei meistens zum Frühstück und zum Mittagessen, wobei er sich das ein oder andere Mal auch etwas dümmlich anstellt. Neulich war ich fertig mit Essen und wollte zurück zu meinem Zimmer gehen. Dabei gehe ich dann einen schmalen Weg von der Küche hinab, neben dem sich auf der linken Seite ein Graben befindet und auf der rechten Seite eine Wand. Am Ende des Weges gibt es eine kleine Linkskurve, wo man dann den Graben überquert und auf die Straße gelangt, die vom Tor des Klosters bis hoch zum Tempel führt. Ich war gerade dabei die letzte Biegung vom Weg auf die Straße zu machen als der Hund mit hohem Tempo an mir vorbei laufen wollte. Was insofern etwas unglücklich war, da ich gerade eine Linkskurve machen wollte und der Hund gerade aus weiter laufen wollte. Der Zusammenstoß war unvermeidlich und für den Hund schmerzhafter als für mich. 😀
Manchmal gibt es auch kleine Rangeleien zwischen den Hunden, um zu gucken wer denn wirklich der Anführer ist. Manchmal gehe ich nach dem Abendessen noch eine Runde um das Kloster und neulich haben sich die Hunde dann dort eine dieser Rangeleien geliefert. Ich konnte nicht genau einschätzen wie ernst die Lage ist und bin erstmal auf Abstand gegangen. Bei den Nepalis habe ich gesehen, dass sie Steine oder Stöcke benutzt haben, um solche Rangeleien aufzulösen. Also habe ich mir ebenfalls ein paar Steine geschnappt und habe versucht, sie in die Menge zu werfen, um damit den Streit zu beenden. Nachdem die ersten Steine nicht getroffen haben, habe ich mit dem dritten oder vierten dann den Kopf vom Verehrer-Hund getroffen. Es war nur ein kleiner Stein, sodass er keinen Schaden anrichten konnte. Trotzdem hat man ein deutliches “Plock” gehört als der Stein den Kopf des Hundes getroffen hat. Der Hund war gerade dabei zu gewinnen, hat dann aber nach dem Treffer die Rangelei verlassen und ist zu mir gelaufen. Ich hätte zu gerne gewusst, was der Hund in dem Moment gedacht hat, weil eigentlich hätte er sich denken müssen, dass ich der Steinewerfer war. Trotzdem ist er mir dann treu bis zu meinem Zimmer gefolgt. 😀

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