Wie ich einem anderen Artikel noch berichten werde, ist es in meinem Zimmer manchmal recht kalt. Der Grund sind nackte Betonwände und einfach verglaste Fensterscheiben, durch die es leicht durchzieht. Eine Heizung habe ich auch nicht. Da habe ich mir schon das ein oder andere Mal vorgestellt, wie es wäre eine kleine Tonne in mein Zimmer zu stellen und darin Feuer zu machen. Es würde dann schön warm werden und Licht gäbe es auch. Eigentlich ziemlich praktisch. Nur ich glaube, dass es Probleme mit dem Rauch geben könnte. Geschlossene Räume und so. Dafür reicht der Durchzug hier im Zimmer dann leider doch nicht aus. 😉
Neulich hatten einige Mönche ähnliche Ideen. Ein paar kleinere Mönche haben fast direkt vor der Tür ein kleines Feuer gemacht. Ein paar haben dann direkt daneben rumgealbert und sind breitbeinig über die Flammen gelaufen. Ich war da quasi schon bereit, aufzuspringen und den flammenden Umhang der Mönche zu löschen. Dazu kam es aber zum Glück nicht. 😉
Einem anderen Mönch kam anscheinend neulich der Gedanke, dass er gerne auch ein Lagerfeuer machen möchte. Vielleicht wollte er auch wichtige Dokumente vernichten. Man weiß es nicht genau, da man in dem Häufchen Asche, das übrig geblieben ist, nicht viel erkennen kann. Anders an diesem Feuer war nur, dass es nicht draußen gemacht wurde, sondern hier im Flur auf meiner Etage mitten im Treppenhaus. Als ich da aus meinem Zimmer gekommen bin, dachte ich erst, dass es jetzt bestimmt brennt, weil der Flur so rauchig war. Entsprach in dem Sinne ja auch den Tatsachen. War aber auch zum Glück nur ein kleines Feuerchen. 😀
Für den Fall, dass es hier mal wirklich brennen sollte, frage ich mich wie die Flammen gelöscht werden sollen. Ich kann mir vorstellen, dass es ewig dauert, bis eine Feuerwehr hier ist. Also müssen wahrscheinlich alle mit anpacken und mit Eimern das Feuer löschen bzw. in Schach halten. Für den Fall, dass es mal vor meiner Tür brennen sollte, habe ich mir schon angeschaut, ob ich aus meinem vergitterten Fenster kann. Und das Gitter sieht so aus, dass sich die Schrauben davon ziemlich schnell lösen lassen. 😉
Dass es hier an Wasser nicht mangelt, konnte man jetzt gerade wieder vor ein paar Tagen sehen, denn es war Putztag. Alle Mönche mussten ran und Flure, Bäder, den Tempel und die Zimmer reinigen. Die Treppen haben sich dabei in Wasserfälle verwandelt und in den Fluren stand das Wasser. Glücklicherweise, ist vor meinem Zimmer eine kleine Kante, sodass das Wasser da nicht reingelaufen ist, was es sonst definitiv gemacht hätte.
Die meisten Mönche aus meinem Kloster kommen übrigens aus Indien. Dort fahren sie morgen mit fast dem gesamten Kloster hin, um an einem alljährlichen, großen Treffen teilzunehmen. Zu dem Treffen kommen Mönche aus der ganzen Welt zu dem Ort, wo Buddha höchstpersönlich seine Erleuchtung erlebt hat. Hier im Kloster bleiben nur die kleineren Mönche. Genaue Angaben über die Zahl der verbleibenden Mönche konnte ich nicht bekommen. Zwischen 5 und 20 Mönchen ist alles möglich. Die meisten Mönche, die nach Indien reisen, bleiben dort drei Wochen und kommen dann ins Kloster zurück. Der Rest bleibt für drei Monate dort und kommt erst wieder wenn ich wieder in Deutschland bin.
Archiv für den Monat: Dezember 2013
Ein paar Worte zu Weihnachten
Weihnachten ist jetzt mittlerweile wieder vorbei. Ich hoffe, ihr hattet alle ein schönes Fest, einen leckeren Weihnachtsbraten und habt tolle Geschenke bekommen. Wie ihr euch wahrscheinlich denken könnt, war mein Weihnachten sehr anders als in Deutschland. So richtige Weihnachtsstimmung ist hier nie aufgekommen. Die Leute im Kloster sind alle Buddhisten und der Großteil der nepalesischen Bevölkerung sind Hindus. Da konnte also gar nicht so etwas wie eine Weihnachtsstimmung entstehen. 😉
Am 24.12. habe ich im Unterricht im Kloster und der Schule jeweils kurz Weihnachten angesprochen und wie wir das in Deutschland feiern. Beziehungsweise wie wir das in unserer Familie feiern, da es da ja sicherlich auch Unterschiede gibt. Die meisten wussten, dass Weihnachten ist und haben mir dann auch fröhliche Weihnachten gewünscht. In der Bibliothek hier im Kloster habe ich ein Buch über Deutschland gefunden, dass sogar ein Foto von einer Familie vor einem Weihnachtsbaum hatte. Das habe ich dann noch rumgezeigt und zumindest die Kinder in der Schule waren begeistert und wollten viel darüber wissen. Die Mönche im Kloster schienen eher weniger interessiert zu sein.
In der Schule gibt es scheinbar genau einen christlichen Jungen, der mir dann auch voller Stolz die Hand geschüttelt hat. An Heiligabend war normaler Unterricht, wo der Junge aber zu Hause geblieben ist. Am darauffolgenden Tag hatten dann alle einen Tag schulfrei.
Neben den Weihnachtsgrüßen, die ich hier sporadisch bekommen habe, gab es sogar ein kleines Geschenk. Als ich an Heiligabend in der Schule war, habe ich von der einen Klasse eine kleine Kung-Fu-Panda Spielfigur bekommen und zwei kleine Sträuße mit künstlichen Blumen. Sehr witzig. Die Blumen und die Figur habe ich mir zur Dekoration ins Fenster meines Zimmers gestellt. 😀
Als ich diese Reise geplant habe, war mir klar, dass ich damit Weihnachten verpassen würde. Da dachte ich mir aber, dass ich ja jedes Jahr Weihnachten habe und ich es dann ja nächstes Jahr dann wieder erleben werde. Aber irgendwie bin ich schon ein bisschen traurig das verpasst zu haben. Auch wenn es dieses Mal keine weiße Weihnachten in Deutschland gab, ist es ja doch immer eine besondere Zeit. Und ich konnte einer meiner Lieblingstraditionen dieses Jahr nicht nachgehen. Jedes Jahr zeigt das öffentliche-rechtliche Fernsehen den Film “Ist das Leben nicht schön” mit James Stewart. Aus irgendeinem mir nicht ganz zugänglichem Grund wird der Film erst spät in der Nacht an Heiligabend gezeigt. Bei Müllers zu Hause sind dann schon alle nach dem leckeren Weihnachtsessen und der Bescherung im Bett und ich mache es mir dann auf dem Sofa gemütlich, um mir diesen tollen Weihnachtsfilm anzugucken. Mal gucken, vielleicht werde ich den Film dann nachholen wenn ich zurück bin. Wobei es dann ja auch nur noch 10 Monate bis zum nächsten Weihnachtsfest sind. 😉
Geschichten und Legenden
Wie versprochen jetzt einige Geschichten, die ich hier im Laufe der ersten Tage aufgeschnappt habe.
Bei unserer Sightseeing Tour sind wir auch am Königspalast gewesen. Nepal bestand mal aus vielen einzelnen Königreichen, die dann alle von einem bestimmten König vereinigt wurden. Dieser lebte dann in Kathmandu. Direkt neben dem Palast gab es ein Haus, indem die Göttin des Königs in Gestalt einer Frau gelebt hat. Dies war nur dem König bekannt. Und so hat er sich jeden Tag heimlich zu diesem Haus geschlichen, um sich von der Göttin beraten zu lassen. Bis eines Tages die Frau des Königs misstrauisch wurde und dem König gefolgt ist. Sie hat dann ebenfalls die Göttin gesehen, was diese bemerkt hat. Daraufhin ist die Göttin verschwunden und hat dem König danach nicht mehr geholfen. Eines Tages ist sie ihm dann noch einmal im Traum erschienen und hat ihm aufgetragen, ein Mädchen mit bestimmten Merkmalen zu finden. In diesem Mädchen würde die Göttin sich quasi aufhalten. Seit diesem Tag gibt es den Brauch der Kumari. Die so ausgewählten Mädchen wohnen das ganze Jahr über im gleichen Haus und dürfen dieses nicht verlassen. Nur zu bestimmten Festen, die es ca. zwei Mal im Jahr gibt, verlassen die Kumari das Haus und werden auf einem Wagen durch die Stadt gezogen. Dabei darf eine Kumari jedoch nicht den Boden berühren und wird deswegen getragen wenn sie nicht in ihrem Wagen sitzt. Die Mädchen sind meistens zwischen drei und vier Jahren alt wenn sie als Kumari ausgewählt werden. Diesen Posten behalten sie solange bis sie das erste Mal Blut verlieren, sei es durch eine äußerliche Verletzung oder durch die Menstruation. Das ist dann das Zeichen, dass die Göttin das Mädchen verlassen hat und es wird ein neues Mädchen ausgewählt. Das Mädchen, dass dann keine Kumari mehr ist, kehrt dann in ein ganz normales Leben zurück. Mittlerweile hat ein Mädchen, dass Kumari war, keine besonderen gesellschaftlichen Nachteile mehr. Früher galt es als unglückbringend wenn man eine ehemalige Kumari geheiratet hat. Heute ist das nicht mehr so. Eine ehemalige Kumari ist sogar danach Computerwissenschaftlerin geworden. 🙂
Eine weitere Station bei unseren Sightseeing Touren in Kathmandu war auch der “Monkey Temple”. Der heißt eigentlich anders, aber alle nennen ihn so, weil es dort viele Affen gibt, die sich dort frei bewegen können. Über diesen Tempel wurden mir zwei verschiedene Legenden erzählt wie er entstanden sein soll und ich hoffe, dass ich bei der Nacherzählung nichts verwechsle oder falsch erzähle.
In der ersten Geschichte bestand das Kathmandu Tal einmal vor langer Zeit aus einem riesigen See. Irgendjemand ist dann auf diesem See gewesen und hat eine kleine Insel entdeckt, die er wunderschön fand. Also ist er zu der Insel mit dem Boot gefahren und hat dort einen Tempel errichtet. Dann hat er mit seinem magischen Schwert einen Teil des Berges abgeschnitten, sodass das Wasser verschwunden ist. Der Tempel steht auch nach wie vor noch auf der Spitze eines kleinen Berges.
Die zweite Version geht so: Auch hier ist das Kathmandu Tal vor langer Zeit ein See gewesen. Doch anstelle einer Insel, wurde hier eine Stelle im See gewählt, die besonders schön war. Dort hat derjenige, der die Stelle gefunden hat dann einen Pflanzensamen hinein geworfen. Daraus ist dann eine Pflanze gewachsen, deren Blüte eine brennende Kerze umschlossen hat. Hierauf wurde dann der Tempel gebaut.
Ich hoffe, dass ich die Geschichten korrekt wiedergegeben habe und nichts während der Übersetzung von Nepalesisch über das Englische ins Deutsche verloren gegangen ist. 😉
Frohe Weihnachten!
Ich wünsche euch frohe Weihnachten und eine schöne Bescherung! 🙂
Mein Heiligabend sieht heute so aus, dass ich mir zur Feier des Tages mal etwas Cola aus dem nahegelegenen Kiosk gönnen werde 😉
Lasst euch von eurer Familie besonders kräftig drücken und genießt die besinnliche Zeit! 🙂
Liebe Grüße aus Nepal!
Alltag in Nepal – Teil 2
Obwohl hier überall zu sehen ist, dass Nepal ein armes Land ist, gönnen sich manche Nepalesen dennoch den ein oder anderen Luxus. So hatte meine Gastfamilie beispielsweise einen schicken Flachbildfernseher im Wohnzimmer stehen. Die Töchter hatten Smartphones und hier im Kloster haben ebenfalls viele Mönche Smartphones und/oder Laptops. Das ist auf jeden Fall ein starker Gegensatz, den man so nicht erwarten würde wenn man sich hier umschaut.
In der Gastfamilie habe ich den Eindruck gewonnen, dass das familiäre Zusammensein enorm wichtig ist. Die Töchter sind zwar einen Großteil des Tages in der Schule bzw. dem College unterwegs gewesen, dafür hat man dann aber abends zusammen viel Zeit verbracht. Sei es auf der Dachterasse, in der Küche oder in einem anderen Zimmer. Am letzten Abend beispielsweise habe ich noch mal einen Fernsehabend zusammen mit der Familie verbracht. Nachdem ich mein Gastgeschenk (eine kleine Flasche Jägermeister 😉 ) an den Hausherren übergeben hatte, setzten wir uns alle ins Wohnzimmer. Ich bekam einen selbsthergestellten Schnaps hingestellt und wir guckten uns indische Soaps an. Indische Soaps sind übrigens sehr lustig anzugucken, da die Bildsprache eine vollkommen andere ist als zum Beispiel bei einer deutschen Soap. Alles wirkt dramatischer, da viel mit dramatisierender Musik gearbeitet wird und mit Sequenzen, deren Geschwindigkeit reduziert ist. Zum Beispiel in besonders dramatischen Momenten zwischen zwei Darstellern, werden beide in Großaufnahme mehrfach hintereinander gezeigt und dazu spielt eine Spannung erzeugende indische Musik. 😀
Zur Begrüßung sagt man hier “Namaste”. Dazu legt man die Handflächen vor dem Oberkörper aneinander und verbeugt sich leicht. Wenn es etwas informeller sein soll – um zum Beispiel Freunde oder Bekannte zu begrüßen – reicht es auch aus, einen Arm zu heben oder zu nicken. Grundsätzlich grüßen die Jungen die Älteren oder gesellschaftlich Höherstehenden zuerst. “Namaste” bedeutet übersetzt so etwas wie “Ich verbeuge mich vor dem Gott in dir”.
Die linke Hand wird hier in Nepal etwas vernachlässigt, da sie als unrein gilt, was unter anderem mit den von mir vorher beschriebenen Bad-Gewohnheiten zu tun hat. Beim Essen hat hier jeder seine linke Hand auf dem Schoß liegen.
In Nepal gibt es übrigens andere Monate und Jahre als in Deutschland. Ein nepalesischer Monat umfasst beispielsweise die Hälfte vom Januar und die Hälfte vom Februar. Auch wird hier das Neujahr an einem anderen Tag begangen als bei uns.
Pünktlichkeit ist hier im Übrigen auch bei den meisten ein Fremdwort. So habe ich beispielsweise erlebt, dass jemand einen Termin hatte und dazu eigentlich hätte aufbrechen müssen, um pünktlich zu sein. Anstatt dessen gab es dann noch einen Tee, etwa fünf Minuten bevor der Termin beginnen sollte.
Sorry, aber irgendwie sind mir so viele Dinge eingefallen, dass es auch dieses Mal nicht für die versprochene mystische Legende reicht. Dafür gibt’s dann beim nächsten Mal zwei bis drei 😉
